...wie alles begann
Im Oktober 1993 wollten wir (Heike und
Heinz Isbrecht, wohnhaft in Bremen, ein völlig überarbeitetes Ehepaar,
Anfang 30) endlich wieder Urlaub machen. Sehr weit weg sollte es sein,
damit wir auch telefonisch nicht ohne weiteres erreicht werden konnten. So
flogen wir nach Afrika; nach Diani Beach, 40 km südlich von Mombasa. Ein
willkürlich aus dem Reiseprospekt ausgewähltes Ziel.
Viel wussten wir damals nicht über
Afrika, ganz zu schweigen von Kenia. Löwen sollte es dort geben, immer
blauen Himmel, ständig Sonnenschein, den Indischen Ozean, freundliche und
fröhliche Menschen, so verhieß es der Reiseprospekt. Dass es dort auch
Armut, große AIDS-Probleme, Arbeitslosigkeit, Korruption, Krankheiten und
Hoffnungslosigkeit gibt, davon war damals nichts zu lesen. Nach über 20
Jahren wissen wir: es gibt von allem reichlich.
Zwischen 12 und 14 Stunden trennen
einen vom Heimatflughafen bis zur heißen, schwülen Luft beim Aussteigen
in Mombasa. (Zeitverschiebung 1 Stunde im Sommer vor, 2 Stunden im Winter
vor).
In Diani Beach, wo sich jetzt auch der
Kindergarten befindet, war auch unser Hotel. Vom Flughafen (Mombasa) aus
muss man 1 Stunde mit dem Auto fahren und mit einer Fähre übersetzen.
Gleich vom ersten Moment an nahmen uns die neuen Eindrücke gänzlich
gefangen. Die Gerüche, die Farben, die Stimmen und der Lebensrhythmus
besitzen eine Intensität, derer man sich nur schwer entziehen kann. Die
schönen Erlebnisse, die karge und dennoch überwältigende Natur und zu
allermeist aber die Hilfsbereitschaft, Offenheit und Schlichtheit der
Menschen dort machten unsere Reise zu einem unvergesslichen Erlebnis. Sie
legten sich wie ein Samen in unser Herz, aus dem eine immer größere
Liebe zu diesem Land und deren Menschen heranwuchs.
...5 Monate später...
...waren wir schon wieder dort und bis zum heutigen Tag können wir die
Reisen fast nicht mehr zählen.
Unsere rosarote "Touristenbrille" war schon längst nicht mehr
im Gepäck, dafür von Mal zu Mal mehr Kinderkleidung, Medikamente und
Spielsachen, besonders für unsere kleinen Freunde, die wir rundherum um
unser "Stammhotel" kennengelernt haben.
Mit jeder Reise entfernten wir uns mehr und mehr vom Hotelleben,
kauften ein Grundstück, bauten mit einigen Problemen ein Haus und
tauchten ein in den afrikanischen Alltag dort in der Küstenregion. Der
stellte sich z.B. so dar: für den Preis eines Cocktails an der Hotelbar
könnte man hier ein Menschenleben retten. Allein an Malaria sterben hier
vor allem Kinder, weil Medikamente zwar vorhanden, aber für die
Einheimischen nicht bezahlbar sind.
Die Hilflosigkeit, der wir uns im ersten Moment gegenübersahen,
wandelte sich sehr schnell in Wut. Das war etwas, was wir nicht so einfach
hinnehmen wollten und so beschlossen wir, gemeinsam mit den mittlerweile
einheimischen Freunden, das Übel bei der Wurzel zu packen. Menschen mit
mangelnder Bildung haben wenig Aussicht auf Arbeit und das wiederum
bedeutet kein Geld für den Lebensunterhalt, also Armut. In solch einer
Entwicklungskette sind Kinder immer das schwächste Glied, und für ihre
Zukunft beschlossen wir etwas zu tun...
...die Idee...
...eine positive Einstellung zum Leben
beginnt mit einem vollen Magen und einer glücklichen Kindheit. Die Idee
für einen Kindergarten mit Vorschulerziehung war geboren. Mit unseren
Gedanken gingen wir in Bremen bei Freunden, Verwandten und Kollegen "hausieren". Einhellige Zustimmung und Befürwortung in Verbindung mit
spontaner, überwältigender Spendenbereitschaft war die Folge.
Wieder in Kenia zogen wir bei unseren
einheimischen Freunden Erkundigungen über anfallende Kosten für unser
Projekt ein, was wir uns wie folgt vorstellten: Schaffung von 2
Arbeitsplätzen, (Köchin und Vorschullehrerin), Kosten für
Schuluniformen (in Kenia allgemein üblich), Spielzeug, Tassen, Teller,
für evt. Medikamente und medizinische Betreuung sowie für die
Unterbringung während des Unterrichtes. Aufwendungen für die täglichen
Mahlzeiten und ein gewisses Polster für Schulausflüge und Sonstiges.
Nach intensiven Kalkulationen kamen wir zu dem Ergebnis, dass das Projekt
gut zu realisieren sei. Beginnen wollten wir mit einer begrenzten Schar.
Eine Idee (der Kindergarten) braucht ein
Dach über dem Kopf. Das fanden wir in den Räumen einer kirchlichen
Gemeinschaft, der Neuapostolischen Kirche (NAK), unweit unseres Hauses.
Joshua, ein Freund und Vorsteher dieser Gemeinde, machte uns auf Kinder in
unserer unmittelbaren Umgebung aufmerksam, für die der Kindergarten eine
wirklich reelle Chance auf eine lebenswerte Zukunft sein könnte. Wir
entschlossen uns, 16 Kinder aufzunehmen, das bedeutete zugleich Dutzende
abzulehnen. Eine harte aber notwendige Entscheidung. Für die
Gruppenleitung wurde eine Grundschullehrerin aus der Region eingestellt
und für den vollen Magen während der Kindergartenzeit sorgt eine Köchin
aus der Nachbarschaft. Monatsgehalt der Köchin ca. 28,- Euro,
Monatsgehalt der Lehrerin ca. 70,- Euro.