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- ...das sechste Jahr...
Jambo!
Frei gedichtet müsste es heißen: "Die Zeit, die eilt im Sauseschritt. Wir staunen nur und - sausen mit." So oder so ähnlich wird es wohl jeder empfinden, der diesen Brief empfängt. Der letzte kam zum Weihnachtsfest.
Wir hoffen, Sie alle hatten ein gesegnetes, friedvolles Fest und das Jahr 2008 hat sich bis jetzt von seiner besten Seite gezeigt. Wenn wir uns zurückerinnern, so waren in Kenia die Weihnachtstage auch noch friedlich... aber nach den Wahlen am 27. Dezember 2007 zeigten viele Kenianer dann plötzlich auch ein anderes Gesicht. Gott sei Dank - das darf man wohl sagen - ist unsere Region an der Küste von den Unruhen nicht so stark betroffen gewesen. Zwar brannte hier und da mal ein Haus, Benzin war knapp, bzw. gab es zeitweilig gar nicht mehr, und die Lebensmittelpreise schnellten in die Höhe. Aber ein Massaker, wie in vielen anderen Regionen Kenias, blieb fern. Jetzt, nach 6 Monaten, wird langsam das wahre Ausmaß der auf die Wahlen folgenden Unruhen deutlich. Zwar fürchtet nun keiner mehr um sein Leben, aber es gibt auch keine Arbeit mehr, denn die Touristen bleiben Kenia fern. An der Küste sind lediglich zwei Hotels offen, mit insgesamt ca. 40 Gästen. Alle, vom Taxifahrer, Kofferträger, Zimmermädchen, Ladenbesitzer über Souvenirverkäufer, den Koch oder Zulieferer - sie alle leiden darunter. Bei so wenig Touristen benötigt keiner ihre Arbeitskraft. Sozialpläne oder Sofortmaßnahmen gibt es dort nicht. Und damit nicht genug: trotz der dramatischen Arbeitslosigkeit sind die Preis für Grundnahrungsmittel um das 3-fache gestiegen. Keine Arbeit heißt kein Geld. Wir sind in der Vergangenheit ganz selten mal angesprochen worden, ob wir dem einen oder anderen helfen könnten. Bei unserer Reise jetzt im Mai (eigentlich sollte die Reise ja schon im Frühjahr stattfinden, aber auf Grund der Unruhen mussten wir sie auf den letzten Monat verschieben.) war die Not so offensichtlich, dass wir es den Menschen nicht verübeln konnten, uns um Hilfe anzusprechen. Es blutete uns das Herz, nichts tun zu können. Aber hilft man einem, stehen weitere 20 da und bitten auch um Unterstützung.
Jetzt hoffen alle auf die Europäischen Sommerferien und damit auf große Scharen von anreisenden Gästen. Auch die Natur meint es gut mit dem Land. Bei angenehmen 25-28 Grad regnet es und auf jedem freien Fleckchen wird Mais angebaut. Und mit den Pflänzchen wächst auch die Zuversicht wieder.
Im krassen Gegensatz zum oben Geschilderten steht da unser Kindergarten. Betritt man das Grundstück, gleicht es einem kleinen Paradies. Viele lachende, gesunde Kinder toben auf dem Sandspielplatz, keinen plagt der Hunger oder die Malaria. (Durch den vielen Regen sind zur Zeit abertausende von Mücken unterwegs. Auch unsere Kinder werden gestochen. Aber sie bekommen die benötigten Medikamente und tollen bald wieder mit den anderen unbeschwert und gesund herum.) Beim Lernen tropft es nicht durch die Decke, Lern- und Lehrmaterial ist vorhanden und unsere Crew nach wie vor noch mit Feuereifer dabei. Tja, dort ist wirklich alles in bester Ordnung.
Die Küche wird von Miriam (der Köchin) sehr gerne benutzt und sie wacht voll Stolz über ihr Refugium. Auf den Regalen kann sie nun Lebensmittelvorräte anlegen und diese trocken lagern und bekommt beim Kochen keine
"Rauchvergiftung" mehr. Der Essensplatz ist auch trocken und windgeschützt und die Toiletten funktionieren noch. Welch ein Segen ;-).
Aber auch bei der wirklich besten Ordnung wäre Kenia nicht Kenia, wenn es da nicht ein zumindest - kleines "ABER" gibt: Der Inspektor des Minister of Education, uns ja mittlerweile bestens bekannt, besuchte unseren Kindergarten im Februar und April 2008. Er war wieder voll des Lobes, aber
"...der Untergrund/Boden (Korallenstein) zwischen Kindergartengebäude und Spielplatz, zu den Toiletten und zu den Waschplätzen, sei zu unfallträchtig. Er sollte doch frei von spitzen Stolpersteinen sein". Und dafür soll überall auf den Wegen nun Muttererde aufgefüllt und diese mit Gras bepflanzt werden. Er versicherte uns noch, dass er in seinem Bericht nichts davon erwähnen würde, da er ja wüsste, dass wir die Auflagen immer sofort umsetzten. Ein nettes Kompliment eines Regierungsbeamten! Da wollten wir dann auch nicht meckern, denn wir hatten uns selbst auch schon oft über die Unwegsamkeit der Wege Gedanken gemacht. So brachten wir dann die Arbeiten auch so schnell wie möglich auf den Weg. Wir hoffen, dass das Gras bei dem vielen Regen jetzt besonders schnell wächst, und sich dann so schnell kein Kind mehr an den Steinen verletzt.
Mit Beginn des neuen Kindergartenjahres kamen wieder 8 neue Kinder dazu. Was ja jedes mal auch heißt, dass wieder 8 unserer Kinder in die Schule kommen. Das macht manchmal etwas traurig. Da sind einem die Kinder ans Herz gewachsen und
"schwupp" sind sie "groß" und schulpflichtig. Das Schöne aber ist, dass man sie im Dorf immer mal wieder trifft. Aktuell sind 24 Kinder in der Schule (einige sind durch die Ereignisse bedingt mit ihren Familien
"up country" gezogen, weil dort das Leben wesentlich günstiger ist - auch das bringen die Unruhen mit sich: die Kinder werden aus der gewohnten Umgebung gerissen, aus der Schule, um sie am Leben erhalten zu können).
Während der "kalten" Jahreszeit und auf Grund des vielen Regens hatten einige der Kinder eine Erkältung und Malaria. Doch nichts wirklich Ernsthaftes. Anders erging es dagegen Agnes, der Lehrerin. Sie hatte starke Bauchschmerzen und die Ärzte entschieden sich für eine Operation, die jedoch mehrmals verschoben wurde. Am 2. Juni wurde sie dann aber doch endlich in Mombasa operiert. Nun hoffen alle, dass sie bis Ende Juni wieder auf dem Damm ist, und ihren Unterricht fortsetzen kann. In der Zwischenzeit wurde eine Aushilfslehrerin (Evelyn) eingestellt. Wir konnten sie während unserer Reise kennen lernen. Sie machte auf uns einen sehr sympathischen, freundlichen Eindruck. Evelyn kommt gut mit den Kindern zurecht und hat sich sehr gut in den Kindergartenalltag eingefügt. Zudem wohnt sie auch noch ganz in der Nähe des Kindergartens. Miriam, unsere super Hauptlehrerin, hat nach wie vor alles im Griff, fest und liebevoll.
Der Bus, den wir im letzten Jahr noch erwerben konnten, ist ein Segen für die Kinder und auch eine fahrende Werbetrommel. Durch die gelbe Farbe mit den großen Buchstaben kann man ihn schon von weitem sehen. Edward genießt es sehr, die Schulkinder von der Schule nach Hause zu transportieren, von den Kindern ganz zu schweigen. Die sitzen wie kleine Prinzessinnen und kleine Prinzen in IHREM Bus und winken
"hoheitsvoll" aus den Fenstern.
Da im Großen und Ganzen alles gut lief, konnten wir uns bei unserer Reise im Mai nun wichtigen Gesprächen mit Edward und Joshua widmen, die täglich oft viele Stunden dauerten. Die beiden Verantwortlichen sehen für die Zukunft der KiD-Kinder eine eigene Schule als unbedingt notwendig an. Ihre Aussage: Bei dem
Standard der Schulen dort, die bezahlbar sind, versickert das erworbene Vorschulwissen der Kinder ungefördert über kurz oder lang. Edward und Joshua nehmen ihre Verantwortung und das Motto
"Forward ever - backward never" sehr ernst. Um die Überlegungen für uns greifbarer zu machen, hatten sie schon gute Vorarbeit geleistet. So hatten sie Informationen von Ämtern eingeholt, Vorschriften studiert und vieles mehr. Darauf hin haben wir während unseres Aufenthaltes eine sehr gut geführte (auch von einem Deutschen Verein gegründete) Schule besucht, Antworten auf Fragen gesucht, mit dem Direktor gesprochen usw. Auch wir können die Argumente der Lehrerinnen und von Edward und Joshua sehr gut nachvollziehen und sehen ebenfalls die Notwendigkeit einer eigenen Schule. Aber für so ein Projekt ist die Verantwortung noch viel größer als sie schon für den Kindergarten ist. Es würde dafür viel Geld benötigt und es stehen noch zu viele ungeklärte Fragen im Raum. Wir haben uns entschlossen, uns dafür noch etwas Zeit zu lassen, auch wenn das Schul-Samenkorn durchaus schon in unseren Gedanken-Acker gefallen ist.
Aber wer weiß:
Wo, wenn nicht hier?
Wann, wenn nicht jetzt?
Wann, wenn nicht jetzt????
Wer, wenn nicht wir?
So, das waren die aktuellsten Nachrichten aus unserem Kindergarten. Schade ist, dass wir Ihnen allen so Vieles nicht berichten können, weil es einfach nicht in Worte zu fassen ist:
Der Dank in den Augen einer Mutter, deren Kindergarten-Kind ein paar Tabletten schlucken darf und nicht an Malaria sterben muss, weil kein Geld da ist. Der wunderbare Geruch, der über das Gelände zieht, wenn Miriam gekocht hat, und einem das Wasser im Munde zusammenläuft. Das Lachen der Kinder, die hoch und immer höher in ihrer Schaukel schwingen. In dem Moment sind sie die Könige der Welt. Die kleinen nachdenklich gekräuselten Stirnen, wenn sie über einer Aufgabe brüten. Der scheue Händedruck eines arbeitslosen Vaters, ohne Worte, fast ist es ihm schon wieder peinlich...Das würden wir Sie alle so gern sehen, spüren und empfinden lassen als ein kleines Dankeschön für Ihre Treue in der Unterstützung unserer Kinder und der Lieben vor Ort, der ganzen Arbeit. Ich glaube, wir alle ahnen nicht wirklich, was KiD für die Menschen dort bedeutet. Nicht wirklich....
Und weil die Menschen es von dort aus nicht können, gar nicht wüssten, wie, bedanken wir uns in ihrem Namen von ganzem Herzen bei Ihnen allen!! DANKE! ASSANTE SANA
Allen nun einen schönen Sommer, gute Erholung im Urlaub und Kenianisches Wetter (mit Regen nur Nachts;-) bitte schön). Bis bald und Kwaheri
PS:
Für den Terminkalender!!
Im November diesen Jahres finden wieder ein Konzert und ein Bazar zu Gunsten unserer KiD-Kinder statt.
Am Freitag, den 14.11.08, ist das Konzert und am Samstag, den 15. November 2008 findet der Basar statt. Genaue Informationen folgen dann noch bzw. sind auf unserer Internetseite zu finden oder direkt bei uns ab Anfang November zu erfragen.
Tja: Die Zeit, die eilt im Sauseschritt. Es würd‚ uns freun, SIE sausen mit!
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- Im kenianischen „Winter"
(unter ca. +23° Grad) dürfen die Pullover nicht fehlen.
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- ...nach der "Arbeit" -
dem Lernen...
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- ...kommt kommt der Spaß.
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- Die ganzen 34 Kindergarten KiD‘s
mit Evelyn, Joshua und Miriam (v.links nach rechts).
- Größere Ansicht, bitte auf
dieses Bild klicken.
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- Miriam,
unsere Köchin - und Großmutter für alle Kinder - hat es heute
wieder einmal geschafft, alle satt zu bekommen.
- Evelyn
(links), die Aushilfslehrerin, mit unserer „Perle" Miriam.
- Miriams Essen schmeckt heute
wieder besonders gut!
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- Heike Isbrecht, Edward und Joshua
im Gespräch mit einem kenianischen Versicherungsvertreter.
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