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- ...das siebte Jahr...
Es ist jetzt schon ein ganzes Jahr her....,
.....dass es den letzten KiD-Infobrief gab. D.h. aber nicht, dass in der Zwischenzeit nichts Nennenswertes geschehen ist oder dass wir untätig waren. Eher das Gegenteil ist der Fall. Aber im Gegensatz zu den spannenden und aufreibenden Anfangszeiten, wo jede Kleinigkeit neu und berichtenswert war, und auch jeder an der Entwicklung teilhaben wollte, sind nun die Zeiten da, wo alles am Laufen gehalten werden muss. Das ist nicht weniger anstrengend, aufreibend und erfreulich als anfänglich, aber manches erscheint uns schon so normal, dass wir meinen, dass es sich nicht
"lohnt", beschrieben oder berichtet zu werden. Und vielleicht vergessen wir bei aller Arbeit, bei allen Aktionen, Werben und Reden über KiD, dass nicht jeder über einen PC verfügt, und sich so selbstverständlich bei Interesse dort auf dem Laufenden hält.
Was wir aber dankbar feststellen, ist das ungebrochene Interesse an unserer Arbeit mit den Kindern. Es ist so schön, erfahren zu dürfen, dass Sie uns stetig unterstützen, dass auch Ihre Liebe zu den Kindern keine Eintagsfliege ist, dass Ihnen bewusst ist, dass die Kinder täglich verpflegt werden müssen, auch wenn gerade mal kein Kenianischer Inspektor eine Neuerung fordert.
Ein von Herzen kommendes DANKE SCHÖN!
dafür.
Nun sind wir gerade wieder voller neuer Eindrücke von einer Reise zu unseren Kindern zurück und... aber alles hübsch der Reihe (deutsche Ordnungsliebe
J) nach:
Was ja im letzten Brief am Ende zu lesen war, war der Hinweis auf ein Konzert und einen Basar im November.
Diese beiden Veranstaltungen fanden statt und waren ein riesen Erfolg. Umso mehr deshalb, weil Edward daran teilnahm. Ja, Sie haben richtig gelesen. Edward machte seine erste große Reise über die Grenzen seines Landes hinaus, und die führte ihn gleich zu uns nach Deutschland. Aufregung bei ihm und seiner Familie sowie wohl nicht weniger bei uns. Zwei Wochen lang absolvierte Edward in und um Bremen ein umfangreiches Programm, was ihm helfen sollte, u.a. unser Denken, unsere Arbeitsauffassung, unseren Alltag und unser Bildungssystem besser zu verstehen. So besuchte er Schulen und Kindergärten, führte viele Gespräche über die unterschiedlichen Lebensweisen der Deutschen und Kenianer, hielt souverän eine Rede beim Konzert und schüttelte Hunderte von Händen, allein beim Basar. Das eindrücklichste Erlebnis für ihn aber war wohl der Schnee. In Kenia ist man weitläufig der Auffassung, dass man Schnee nicht berühren darf, dass man davon krank wird (alles, was man eben nicht kennt...). So hatte er ziemlichen Respekt davor. Schön war aber, dass er uns dann doch so sehr vertraute, dass er sich sogar zu einer Schneeballschlacht hinreißen ließ, mit Spaßfaktor! Er, wie auch wir, verarbeiten nach wie vor noch das Erlebte und bauen die gewonnenen Erkenntnisse in den Umgang miteinander ein. Mit mehr Verständnis auf beiden Seiten ging das Jahr 2008 damit zu Ende.
Im Januar 2009 brachte unsere Lehrerin Miriam eine gesunde Tochter zur Welt. Aber ganz
"Business-Frau" hatte sie für die Zeit ihrer Abwesenheit eigenständig für Ersatz gesorgt, und ist seit Juni jetzt wieder selbst voll im Einsatz. Um das Baby kümmert sich ihr Mann.
Ebenfalls im Januar bekam der Kindergarten Zuwachs, und zwar von einem kleinen blonden, weißen Mädchen Namens Aitana. Sie kommt aus den USA, und während der 5 Monate, die ihre Mutter als Ärztin in Diani arbeitete, besuchte sie mit großer Freude als zahlender Gast den Kindergarten. Selbst ihre Eltern waren begeistert, lernte doch ihr Kind im Entwicklungsland Kenia Lesen, Schreiben und Rechnen.
Im Februar bekam der Kindergarten dann erneut wieder einmal Hilfe von zwei Praktikantinnen aus Deutschland. Die beiden Studentinnen Merit und Stefanie blieben bis Anfang April, und packten überall mit an. Bald waren sie aus dem Kindergartenalltag nicht mehr wegzudenken und der Abschied fiel allen sehr schwer. An dieser Stelle sei noch einmal darauf hingewiesen, dass alles, was wir bisher in den Briefen berichtet haben, auch im Internet zu finden ist. So auch der sehr schöne, ausführliche Bericht der beiden Praktikantinnen (oder auch Edwards Reisebericht). Sollte jemand Interesse daran aber keine Möglichkeit des Zugangs dazu haben, der melde sich bitte. Wir finden einen Weg!
Der bereits oben erwähnte Kenianische Inspektor stand zwar nicht selbst vor der Tür, aber auch dort gibt es ein Postwesen. So erreichte den Kindergarten ein schriftlicher Hinweis auf eine Bauauflage, die da besagt, dass der Zustand um den Außenwaschplatz der Kinder, die Pfützenbildung dort, ein zu großes Risiko berge, was durch Rohrverlegung zu minimieren sei. Abwassergrube gegraben, Rohre verlegt - natürlich prompt und kostenintensiv. Aber nun läuft das Wasser in den Septiktank, und die Pfützen dienen den Mückeneltern für ihre Larven nicht mehr als
"Kindergarten". Gefahr erkannt, Gefahr gebannt.
Darüber hinaus wurden auch gleich noch extra Bänke und Tische für den Essensplatz angeschafft. Bisher mussten die Kinder die Stühle aus dem Klassenzimmer dorthin tragen, auch das barg manche Stolperfalle. Und hatten sie bisher die Teller auf dem Schoß, können sie nun - für unsere Begriffe Unmengen - Reis und Gemüse an Tischen sitzend verputzen. Kein Wunder, dass bei diesen Mengen der alte Herd den Geist aufgegeben hat. Dafür gab es nun einen Neuen und die Köchin strahlt - sowohl über den Herd als auch über den Appetit der KiDs.
Nun aber zu unserer Reise Ende Juni, im Kenianischen Winter.
Vieles läuft in einem schönen beruhigenden Alltagstrott, manches ist immer wieder aufs Neue zu überdenken und zu regeln, und eine Menge Dinge waren zu erledigen.
Allen KiD-Kindern geht es gut, niemand ist zur Zeit krank und alles in allem läuft es mit dem Kindergartenbetrieb ausgezeichnet.
Auch den Schulkindern geht es gut. Zur Zeit werden auf dem Gelände der Schule, zu der unsere Kinder nach Beendigung der Kindergartenzeit gehen, neue Gebäude errichtet. Somit ist auch dort in absehbarer Zeit eine gute Unterbringung unserer Kinder sichergestellt.
Da im Januar wieder einige unserer KiDs eingeschult wurden (jetzt haben wir insgesamt 27 Kinder in der Schule) und die frei gewordenen Plätze wieder mit neuen Kleinen belegt wurden, sahen wir im Juni in viele für uns völlig neue Gesichter. Und obwohl wir natürlich den
"Lehrplan" des Kindergartens kennen, sind wir immer wieder aufs Neue überrascht, wie viel die Kinder schon können und gelernt haben. Da rechnen die Kleinen an der Tafel schon 13 minus 5. Wohlgemerkt, sie sind noch nicht in der Schule!! Zur richtigen Antwort kommen sie, in dem sie 13 kleine Kreise aufmalen, von denen sie dann 5 durchstreichen und die verbleibenden zählen. Zur Belohnung der richtigen Antwort (richtig! In diesem Beispiel sind es 8
J) klatschen dann alle und singen ein kleines Lied. Jedes Kind reißt sich förmlich darum, an der Tafel sein Können zu zeigen. Eine wunderschöne motivierende Art, einander zu loben! Zur Nachahmung empfohlen.
Natürlich standen auch wieder Besuche in kenianischen Amtsstuben auf dem Plan, denn die Landsteuer (gleichzusetzen mit unserer Grundsteuer) für das Kindergartengrundstück musste unter anderem bezahlt werden. Dort strahlten uns Computer entgegen und davon waren wir schon mächtig beeindruckt. Da man aber anfing, nach unserer Registrierung in dicken alten Büchern zu suchen, fragten wir nach den neuen Computern... Die Antwort: die Computer sind noch funktionslos und zur Zeit sei auch kein Strom vorhanden. Wir waren uns nicht ganz einig darüber, ob es für Kenia wirklich besser ist, auf elektronische Hilfen umzusteigen, oder ob man doch besser bei den alten Büchern bleiben solle. Auf jeden Fall achteten wir noch sorgfältiger als ohnehin schon auf unsere Quittungen und darauf, dass die Steuer auch tatsächlich als bezahlt
verbucht wurde
J
Wie wir ja schon mal kurz erwähnten, war und ist der größte Wunsch unserer kenianischen Freunde, neben dem Kindergarten auch eine eigene Schule zu gründen. Über ein Jahr haben wir uns mit diesem Wunsch eingehend beschäftigt, haben in Kenia erfolgreich geführte Schulen besucht und dort mit den Schulämtern und Bauunternehmern/Architekten gesprochen. In Deutschland haben wir uns mit Organisationen getroffen, die in Kenia Schulen gebaut haben und diese unterhalten. Nun sind wir alles in allem zu der Entscheidung gekommen, dass wir keine eigene Schule starten. Wir sind weder in Deutschland noch in Kenia personell in der Lage, so ein Projekt umzusetzen - von der finanziellen Seite gar nicht zu sprechen.
Doch, sprechen wir davon: Nach den schweren Unruhen bei den Präsidenten-Wahlen Ende 2007 sind die Preise für Lebensmittel stetig gestiegen. Erst war alles knapp und deshalb teurer, jetzt ist alles vorhanden und trotzdem teuer geblieben. Kinder im Wachstum haben Hunger, und dass ihnen ein voller Bauch Lust am Lernen schenken soll, haben wir ihnen zugesagt. Aber die Ernährung ist nun zu einem nicht unerheblichen Kostenfaktor geworden. Seid Monaten tragen wir uns daher mit dem Gedanken, ein Grundstück zu erwerben, um darauf eigenes Gemüse, Obst und Mais anzubauen. Die Ernte soll dann helfen, die Kinder gesund und abwechslungsreich zu ernähren. Der Kindergarten könnte damit vor Ort erhebliche Kosten einsparen bzw. unter Umständen sogar Einnahmen erzielen. Auch das ist ein wichtiger Punkt, denn bis jetzt sind
"unsere Kenianer" vollkommen auf das Geld aus Deutschland angewiesen. Da der Kindergarten aber mittelfristig auf eigenen Beinen stehen soll, wäre das ein wichtiger Schritt auf diesem Weg durch
"Hilfe zur Selbsthilfe".
Und da wir unseren kurzen Aufenthalt so gut wie möglich zu nutzen versucht haben, haben wir bereits einige zum Verkauf stehende Grundstücke in der Umgebung angesehen. Da u.a. immer mehr Europäer in Kenia bauen, sind die Grundstückspreise jedoch innerhalb der letzten sechs Jahre um das Doppelte gestiegen. Allerdings stellt so ein Grundstück ja auch einen bleibenden (oder sogar noch steigenden) Wert dar, und wäre als
"Anbaubetrieb" ein großer Schritt für den Kindergarten auf dem Weg zur finanziellen Unabhängigkeit. Und nur, weil es gerade in Kenia mal alles wieder zu kaufen gibt, heißt das ja nicht, dass das auch auf Dauer so bleibt. Also auch ein Weg der Vorsorge.
So wächst der Kindergarten Jahr für Jahr und vielleicht auch bald das Gemüse... Wir hoffen, dass Sie alle durch unsere Berichte nachvollziehen können, dass wir uns unsere Entscheidungen nicht leicht machen. Dass wir bei allem versuchen, möglichst viele Standpunkte zu beleuchten, um zu guten und dauerhaften Lösungen zu kommen, die auch weiteren Entwicklungen Rechnung tragen. Jede Ausgabe ist wohl überlegt, ob als laufender Kostenfaktor oder Neuanschaffung. Und wir wünschen uns sehr, dass Sie sich auch für unsere jüngste Überlegung begeistern können, mit einem überschaubaren finanziellen Einsatz etwas wachsen und gedeihen lassen zu können, was über den dafür nötigen Grundstückskauf hinaus dann als Liebe durch den Kinder-Magen geht. Wäre das nicht schön?
Oft werden wir bei Veranstaltungen und nach Vorträgen spontan gefragt, was wir bzw. die Kinder denn benötigen würden. Natürlich ist es schöner, für ein konkretes Teil, wie z.B. eine Schaukel oder Bücher zu spenden, aber dass das alles bereits vorhanden ist, dafür haben Sie alle ja schon in großer Fürsorge gesorgt. Nun geht es wieder einmal und immer noch darum, die Kinder täglich in gewohnter und zugesagter Weise zu versorgen und wenn möglich, einen
"Sack Erde" oder eine "Tomatenpflanze" zu finanzieren, damit der Weg zur Selbsthilfe frei wird. Und vielleicht malen die Kinder beim Rechnen dann bald Eier und Tomaten statt Kringel an die Tafel….
Wie auch immer Sie es halten möchten, es ist schön zu wissen, dass Sie da sind, uns helfen und uns Ihr Vertrauen schenken. Und - nehmen Sie auch den Lerneifer der Kinder als einen Dank an Sie an!!
Die KiDs gehen dem Frühling und Sommer entgegen, wir dem Herbst und Winter. Doch noch mehr als Unterschiede gibt es Gemeinsamkeiten. Wir sind uns ähnlicher als wir oft meinen. Wir alle brauchen etwas zu Essen, Liebe, Zuneigung, Anerkennung, Wärme und Respekt, Ziele und ein Zuhause. Helfen wir einander, das zu erreichen
Wo - wenn nicht hier
Wann - wenn nicht jetzt
Wer - wenn nicht wir?
Herzlichst alle "KiDs" - Große und Kleine, Schwarze und Weiße
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- Edward hat das erste mal in
seinem Leben Schnee in der Hand.
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- In Bremen kam Edward (im roten
Kreis) gar nicht zur Ruhe, viele Programmpunkte waren abzuarbeiten.
Hier ein Besuch im Bremer Kindergarten.
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- Jetzt haben die Kinder ihre
eigenen Esstische und Bänke bekommen.
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- Eines der wichtigsten
Gerätschaften: der Herd zum Essen kochen. Links, der alte Herd ist
„ausgebrannt" und der neue Herd (rechts) ist schon im vollem
Einsatz.
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Wir konnten nur staunen: Mathematikunterricht im
KiD-Kindergarten. Wieviel ist 13 minus 5?
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- Die KiD-Kinder mit (oben) Heidi
Linder, Maren Alfke, Lehrerin Agnes und Heike Isbrecht, unten rechts
Lehrerin Miriam.
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